Prüfungsvorbereitung ist mehr als „viel lernen“: Es ist die Kombination aus Planung, effektiven Lernmethoden und mentalem Management, damit du zum richtigen Zeitpunkt zuverlässig abrufen kannst. Genau daran scheitern viele – nicht am IQ, sondern an fehlender Struktur, falschen Methoden oder Stress.
In diesem Leitfaden bekommst du einen klaren, praxistauglichen Tech-Stack für deinen Bildungserfolg: von Lernplan und Zeiteinteilung über bewährte Lerntechniken (Active Recall, Spaced Repetition) bis zu Tools wie Anki oder digitalen Mindmaps. Du kannst die Seite wie ein Inhaltsverzeichnis nutzen und je nach Situation direkt zum passenden Abschnitt springen.
Was bedeutet gute Prüfungsvorbereitung?
Gute Prüfungsvorbereitung ist ein System, das drei Dinge zuverlässig liefert:
- Abdeckung: Du lernst das Richtige (Stoff, Schwerpunkte, Aufgabenformate).
- Abruf: Du kannst es unter Zeitdruck wirklich abrufen (nicht nur „wiedererkennen“).
- Stabilität: Du bleibst trotz Stress handlungsfähig (Schlaf, Pausen, Fokus).
Viele Lernpläne scheitern, weil sie nur „Zeit“ planen – aber nicht Methode + Feedback. Deine Frage sollte nicht lauten „Wie viele Stunden?“, sondern: „Welche Methode bringt mir pro Stunde die höchste Abrufleistung?“
Der 5-Schritte-Plan
Unser ganzes Leben lang wird unser Wissen zu bestimmten Themen immer wieder geprüft und bewertet. Egal ob in der Schule, im Studium oder in der beruflichen Fortbildung. Jede Prüfung ist eine eigene Herausforderung bei der wir uns neues Wissen aneignen und wiedergeben müssen. Für die beste Chance auf Erfolg solltest du deine Prüfungsvorbereitung strukturiert und mit einem Plan in Angriff nehmen. In diesem Artikel möchte ich dir zeigen wie die Schritte zu einer optimalen Prüfungsvorbereitung aussehen können.
Schritt 1: Informationen und Unterlagen sammeln
Zuerst beginnt das Sammeln aller notwendigen Informationen und Lernunterlagen. Du musst dir einen Überblick darüber verschaffen, was zu lernen ist und wie viel Zeit dir dafür zur Verfügung stehen wird.
Es gibt viele Möglichkeiten Notizen und Unterlagen zu organisieren. Falls du noch nach einem passenden Programm für dich suchst, kann ich dir Google Drive empfehlen. Hier kannst du deine Unterlagen geordnet abspeichern und sogar mit anderen teilen bzw. gleichzeitig daran arbeiten. Zusätzlich stehen dir auch kostenlose Office Tools (Google Sheets, Google Docs, …) zur Verfügung.
Egal wie du dich organisierst, es bietet sich an die Prüfungsvorbereitung separat bzw. in einem eigenen Ordner zu halten. Es wäre gut, wenn du die wichtigsten Informationen an einer Stelle sammelst.
Informationen zur Prüfung: Beginne damit, alle Informationen zur Prüfung zu sammeln:
- Wann und wo findet die Prüfung statt?
- Wieviel Zeit steht dir bei der Prüfung zur Verfügung?
- Ist die Prüfung schriftlich und/oder mündlich?
- Welches Format haben die Fragen und wie werden die Punkte gezählt?
- Multiple Choice?
- Sind bei den Fragen eine, mehrere oder keine richtigen Antworten möglich?
- Werden Teilpunkte vergeben?
- Gibt es Freitextantworten?
- Multiple Choice?
- Ist eine Probeprüfung möglich?
Informationen zum Prüfungsinhalt: Neben den Informationen wann, wo und wie die Prüfung stattfindet, brauchst du natürlich auch eine Übersicht über den Prüfungsinhalt:
- Welche Themen sind prüfungsrelevant?
- Gibt es Schwerpunkte? Wo liegen sie?
- Gibt es Empfehlungen oder Tipps seitens der Prüfer?
- Warst du bei allen Vorlesungen/Schulungen anwesend? Falls nicht, vergiss nicht dir diese Inhalte von deinen KollegInnen zu besorgen.
- Sind die Fragen vorheriger Prüfungen verfügbar? (Tipp: Eventuell wirst du auf studydrive.net fündig)
- Gibt es Erfahrungswerte von Leuten, die diese Prüfung bereits gemacht haben?
- Gibt es Themen auf die der Prüfer besonders geachtet hat?
- Wie wurden die Fragen gestellt?
Für manche Prüfungen gibt es auch Vorbereitungskurse. Die sind zwar oft kostenpflichtig, aber könnten je nach Referenzen, einen Versuch wert sein.
Lernunterlagen: An diesem Punkt weißt du bereits was zu lernen ist und wann/wo/wie die Prüfung stattfinden wird. Im nächsten Schritt beginnst du alle notwendigen Lernunterlagen zu sammeln und dich über Hilfestellungen zu informieren:
- Bücher und andere Unterlagen kaufen oder ausborgen – gebrauchte Bücher kannst du auf Studibuch (*) finden
- Unterlagen in einer Cloud speichern damit sie überall leicht für dich verfügbar sind (Tipp: kostenloser Account bei Google Drive)
- Ausdrucken (nur wenn nicht anders möglich – der Umwelt zuliebe)
- Finde eine Lerngruppe bzw. eine Möglichkeit sich mit Gleichgesinnten auszutauschen
Es gibt auch Plattformen wie studydrive.net auf denen Lernende Unterlagen und Notizen austauschen. Das kann hilfreich sein, aber bedenke dabei, dass die Inhalte auch falsch sein könnten.
Schritt 2: Planung
Jetzt geht’s an die Planung. Mit einem Plan kannst du deinen Lernfortschritt überwachen und erkennst rechtzeitig, wenn du für ein Thema länger brauchst als angenommen. Beginne damit, eine Liste mit allen zu lernenden Themen und Unterthemen zu erstellen. Je detaillierter desto besser. Anschließend ergänze die Themen der Liste um folgende Informationen:
- Wie muss das Thema gelernt werden?
- Reicht es den Inhalt verstanden zu haben oder musst du den Inhalt 1:1 wiedergeben können?
- Welche Priorität hat das Thema im Vergleich zu den anderen?
- Welche Formen des Lernens bieten sich an bzw. haben sich in der Vergangenheit bewährt?
- Vorschläge:
- Eine Zusammenfassung erstellen und diese dann nach und nach kürzen und weiter zusammenfassen bis du das Wissen in möglichst kompakter Form zur Verfügung hast
- Karteikarten erstellen (hierfür gibts auch passende Apps)
- Mindmap zeichnen
- Lernplakat gestalten
- Cheatsheet erstellen (könnte man auch zum ersten Punkt zählen)
- Innerhalb der Lerngruppe ein Thema vortragen
- Eigene Audioaufnahmen aufnehmen und anhören
- Vorschläge:
Auf Basis der Notizen zu jedem Thema, bist du jetzt bereit einen Lernplan zu erstellen.
Hinweis: Unter Umständen könnte während der Prüfungsvorbereitung ein Bildungsurlaub für dich interessant sein. Mehr Informationen findest du hier:
- Deutschland:
- bildungsurlauber.de (sogar mit einem Bildungsurlaub-Check, um den eigenen Anspruch zu ermitteln)
- bildungsurlaub.de
- Österreich: arbeiterkammer.at
Schritt 3: Lernen
Der dritte Schritt ist der schwierigste. Du hast alle notwendigen Lernunterlagen, kennst deine verfügbare Zeit und hast einen Plan. Jetzt kommt es auf Fokus und Disziplin an. Versuche dich bestmöglich an deinen Lernplan zu halten, aber reagiere rechtzeitig falls es notwendig wird, deinen Plan zu überarbeiten.
Grundsätzlich hast du zwar schon einen Plan was zu tun ist, aber hier noch ein paar Tipps, die dir vielleicht helfen:
- Lege dir beim Lernen Stift und Notizzettel zurecht und notiere dir Dinge, die dir während dem Lernen in den Sinn kommen, aber nichts mit der Aufgabe vor dir zu tun haben (z.B. offene Erledigungen). Das Niederschreiben kann dir helfen dich anschließend weiter auf das Lernen zu konzentrieren.
- Lege alle notwendigen Unterlagen schon vor Lernbeginn zurecht damit du während dem Lernen nicht unterbrechen musst. Falls du in der Gastronomie gearbeitet hast: Sozusagen das Mise en Place für Lernende. 👨🍳
- Probiere die Pomodoro-Technik für dich aus.
- Leichte Snacks (Nüsse, Obst, ..) und ausreichend Wasser bereitstellen.
- Sorge für einen zusammengeräumten, ruhigen Lernort mit ausreichend Licht und möglichst wenig Ablenkungsmöglichkeiten.
- Gönne dir Pausen!

Wenn du die Möglichkeit hast, lasse dich auch über den Stoff abfragen oder schreibe eine Probeklausur. Über gelernte Inhalte zu sprechen bzw. sie wiederzugeben wird dir dabei helfen Problembereiche aufzudecken.
Du kannst dich auch an eine professionelle Online-Lernhilfe wenden. Das kostet zwar etwas Geld, aber mit dieser Unterstützung kannst du besonders schwierigen Stoff effizient erarbeiten und Unklarheiten schnell beseitigen.
Dort findest du Präsenz- und Online-NachhilfelehrerInnen in Österreich zu unzähligen Fächern.
Noch ein Tipp: mit dem Gutscheincode LERNEN2022 erhalten Schüler 10 % Rabatt bei der LernFamilie auf den ersten Nachhilfetermin.
Schritt 4: Der große Tag – die Prüfung
Vor der Prüfung
Am Tag der Prüfung solltest du fit und ausgeruht sein. Trinke schon am Vortag (aber eigentlich immer ☝️) genug Wasser und gehe nicht zu spät ins Bett.
Plane am Prüfungstag genug Zeit ein für den Fall, dass es Probleme mit dem Verkehr gibt.
Nimm dir Wasser mit zur Prüfung und wenn es etwas länger dauern könnte (und die Regeln es zulassen) bietet sich auch ein kleiner Snack an (z.B. Studentenfutter oder eine Banane).

Während der Prüfung
Wenn die Prüfung schriftlich ist, dann gehe die Fragen der Reihe nach durch. Achte darauf, dass du die Fragen gründlich liest. Es wäre schade, wenn Punkte durch ein Missverständnis verloren gehen würden.
Beantworte im ersten Durchlauf erstmal nur die Fragen, bei denen du dir sicher bist. Nachdem du alle Fragen einmal durchgegangen bist und die einfachen beantwortet sind, beginnst du von vorne. Von allen offenen Fragen beantwortest du jetzt wieder jene, die am “einfachsten” sind. Das Ziel ist, dass im letzten Durchlauf nur noch die hartnäckigsten Fragen über bleiben. Da du alle anderen schon beantwortest hast, kannst du deine restliche verfügbare Zeit den schwierigsten Fragen widmen.
Wenn du nicht auf die Lösungen kommst, versuche zumindest Teilpunkte zu bekommen. Bei vielen Prüfungen wird die gesamte Frage als falsch beantwortet gewertet, wenn ein Teil deiner Antwort nicht richtig war. Wenn das bei dieser Prüfung auch der Fall ist, dann versuche nur den Teil der Frage zu beantworten, bei dem du dir auch sicher bist. Damit kannst du zumindest ein paar Teilpunkte einsammeln.
Multiple Choice Fragen
Bei Multiple Choice Fragen können Markierungen sehr hilfreich sein. Du kannst sie auf einem zusätzlichen Zettel machen oder, wenn es erlaubt ist, auch direkt am Test. Bei dieser Variante gehst du wieder eine Frage nach der anderen durch (wie oben) und teilst die Fragen und Antworten wie folgt ein:
- Markierung für Fragen
- Kreis – offene/unsichere Fragen
- Hacken – erledigte Fragen
- Markierung für Antworten
- Hacken – zutreffend
- Kreuz – nicht zutreffend
- Kreis – unsicher
Mit jedem Durchlauf versuchst du dich von den leichten bis zu den schwierigsten Fragen vorzuarbeiten bis du am Ende alles bestmöglich beantwortet hast.
Schritt 5: Nachbereitung
Glückwunsch!
Ganz unabhängig vom Ergebnis, gönne dir erstmal etwas Entspannung. Für die nächsten Schritte ist es notwendig, dass du das Ergebnis kennst und weißt welche Fragen du richtig/falsch hattest. Normalerweise sollte es immer möglich sein, dass du einen Einblick in deine Prüfung nehmen kannst.
Beantworte für dich folgende Fragen:
- Bei welchen Themen hast du Fehler gemacht?
- Warum hast du die Fehler gemacht und wie hättest du dich besser vorbereiten können?
- Bei welchen Themen warst du besonders gut und warum warst du hier besonders gut? (vielleicht eine bestimmte Lernmethode?)
- Was kannst du bei der nächsten Prüfungsvorbereitung besser machen?
Je mehr du dich mit deinen persönlichen Lernmethoden/-techniken und deren Resultate beschäftigst, desto effizienter wirst du beim Lernen. Bei der nächsten Prüfung hast du schon ein besseres Gefühl dafür, wo deine Stärken und Schwächen liegen und kannst entsprechend planen, wodurch du deine Chance auf Erfolg deutlich verbessern kannst.
Notfallplan (falls es schnell gehen muss)
- Prüfung eingrenzen
- Schau dir Themenliste/Unterlagen an und markiere: kommt sicher, wahrscheinlich, egal wenn keine Zeit.
- Entscheide dich bewusst für die Top-Themen (lieber 70% sicher können als 100% halb).
- Abruf statt Lesen
- Schreib dir zu jedem Top-Thema ein paar Prüfungsfragen auf.
- Beantworte sie ohne nachzuschauen. Erst danach kurz kontrollieren.
- Aufgaben/Beispiele sind Pflicht
- Mach pro Top-Thema mindestens eine typische Aufgabe oder ein Beispiel im Prüfungsstil.
- Wenn du keine Aufgaben hast: Erkläre das Thema laut so, als würdest du es prüfen lassen.
- Fehlerliste (dein Turbo)
- Notiere nur:
- Was war falsch/unsicher?
- Warum?
- Was ist die richtige Version (1–2 Sätze / ein Rechenweg)?
- Genau diese Punkte kommen in die nächste Wiederholung.
- Notiere nur:
- Letzter Durchgang: “Kernpunkte”
- Pro Top-Thema eine Mini-Liste: Definition → Schritte/Schema → typischer Stolperstein → Beispiel.
- Den Durchgang wieder als Abruf: erst sagen/schreiben, dann checken.
- Prüfungsmodus vorbereiten
- Material/Organisation klären (alles griffbereit).
- Einfache Strategie: erst sichere Punkte holen, dann schwere Aufgaben.
Dieser Notfallplan ist eine Rettungsstrategie, kein Ideal: Er hilft dir, in kurzer Zeit die prüfungsrelevantesten Punkte abrufbar zu machen. Wirklich zuverlässig wird Prüfungsvorbereitung aber erst, wenn du früher startest, Wiederholungen einplanst und das Prüfungsformat mehrfach übst – dann sinkt Stress und die Leistung wird deutlich stabiler.

Bildungsurlaub für Berufstätige
Ein Bildungsurlaub ermöglicht es dir, dich gezielt und intensiv weiterzubilden, während du dich gleichzeitig von deinem Arbeitsalltag erholst. Dabei kannst du dich für eine Vielzahl von Themen und Kursen entscheiden, die für dich persönlich oder für deine berufliche Karriere relevant sind. In vielen (Bundes-)Ländern hast du als Arbeitnehmer sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub, den du in der Regel für fünf Tage im Jahr nutzen kannst.
Ich hoffe du fandest diesen Artikel interessant und konntest etwas für dich mitnehmen! Wenn du Wünsche, Anregungen oder weitere Tipps zu Prüfungsvorbereitungen hast, lasse es mich in den Kommentaren wissen oder schreibe mir eine E-Mail an nico@besser-lernen.blog.
Häufig gestellte Fragen zur Prüfungsvorbereitung
Wie schaffe ich eine Prüfung?
Mit einer gut geplanten und ausgeführten Prüfungsvorbereitung.
Was macht man am Tag vor der Prüfung?
Versuche dich zu entspannen, gehe die Lerninhalte nochmal durch, trinke viel Wasser und gehe früh schlafen.
Wie lerne ich am besten in der Prüfungsvorbereitung?
Das hängt vom Lerninhalt und deinen persönlichen Vorlieben ab, aber Dinge wie Karteikarten und Probeprüfungen sind bestimmt keine schlechte Wahl.
Wann sollte ich mit der Prüfungsvorbereitung beginnen?
Sobald du einen Termin für deine Prüfung bekommen hast, solltest du zumindest mit der Planung beginnen.